Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Soldaten das Vernichtungslager Auschwitz. Ein Tag, der in die Geschichte einging. Seit 1996 ist der 27. Januar der offizielle deutsche Gedenktag für all jeneMenschen, die auf abscheulichste Art Opfer der Nationalsozialisten wurden. Wir, die Theo-AG,hatten in diesem Jahr die ganz besondere Ehre an der offiziellen Gedenkveranstaltung imDüsseldorfer Landtag teilzunehmen.

Der eher schlichte Plenarsaal der Abgeordneten, in dem sonst hitzig diskutiert wird, wurde plötzlichzu einem Ort, an dem die Aufmerksamkeit einzig und allein auf die fast 100-jährige Ruth Weissgerichtet wurde. Ruth Weiss floh als Kind jüdischer Eltern aus Nazideutschland nach Südafrika. Dortsetzte sie sich gegen den Rassismus der Apartheidpolitik ein, erhielt dadaruch selbst divereDiskriminierungen. Sie ist für unsere Schule kein unbekanntes Gesicht, da wir sie bereits dreimal inunseren Reihen begrüßen durften. In einprägsamen Zeitzeugengesprächen machte sie derSchülerschaft des THGs deutlich, dass das Erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus unseremoralische Pflicht sei. In ihrer Rede im Landtag machte sie erneut auf diese Pflicht aufmerksam undbetonte damit ausdrücklich, dass so etwas nie wieder passieren dürfe. Auch die anderen Redner wieLandtagspräsident André Kuper, Ministerpräsident Hendrik Wüst und der Vorsitzende desLandesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Westfalen Lippe Zwi Rappoport stellten eindrücklichdar, dass die Wahrung der Demokratie angesichts aktueller antisemitischer Angriffe, nötiger denn jesei. Auch wenn man selbst nicht Betroffene*r von Hass und Ausgrenzung sei, zöge einen das nichtaus der Verantwortung. Eher im Gegenteil, man sollte seine Stimme dann erst recht für diejenigeneinsetzen, die in der Minderheit sind.Wir, als AG für Erinnerungs- und Gedenkkultur, wurden durch diese Veranstaltung im Landtag inunserem Einsatz gestärkt. Uns wurde erneut deutlich, dass wir als junge Menschen die Chance aufTeilhabe und Mitgestaltung haben. Rundum ein unvergesslicher und aufschlussreicher Tag für alle!Individuelle Eindrücke zur Gedenkveranstaltung und Begegnung mit Ruth Weiss können folgendnachgelesen werden.Victoria Smolarz, Q2

„Das Einzige, was im Leben sicher ist, ist das Ende.“ – Ich bin sehr davon beeindruckt, dass FrauWeiss immer noch so viele Projekte und Veranstaltungen mitmacht. Man merkt, wie sehr ihr dasThema am Herzen liegt. Sie verbringt immer wieder ihre kostbare Zeit damit, über das Thema zureden, obwohl sie sich ihrer begrenzten Zeit bewusst ist. Es beeindruckt mich, dass sie immer wiederauf das Thema aufmerksam macht und es immer wieder schafft, ihr Anliegen so zu übermitteln, dassauch jüngere Generationen sich der Wichtigkeit dieses Themas bewusst werden und u.a. als„Zweitzeug*innen“ weiter darauf aufmerksam machen. Es ist unfassbar wichtig, dass Bewusstseingeschaffen wird, damit sich Verfolgung und Ermordung nicht wiederholen. Ich fand es auch toll, dasssie sich im Anschluss der Veranstaltung Zeit für Gespräche genommen hat. Ihre Rede und dasGespräch waren sehr inspirierend. Olivia Orzol, EF

„Wir können uns nicht einteilen in ein Wir und Du, sondern es muss ein Wir der Menschheit sein.Wir sind alle Menschen.“ – Meine Erwartungen wurden übertroffen. Durch die Rede der ZeitzeuginRuth Weiss wurden in mir sehr viele Emotionen ausgelöst. Sie schilderte ihre persönlichen Eindrückeund Erfahrungen aus der Zeit, in der die Nationalsozialisten an der Macht waren. Mir ist bzw. warbewusst, dass diese Zeit für viele Gruppen sehr schrecklich war, doch die Geschehnisse live von einer Zeitzeugin zu hören, die dies hautnah spüren musste, war sehr berührend. Diese Erfahrung warunbeschreiblich. Dass Frau Weiss sich die Zeit nimmt, um nicht nur in Deutschland, sondern auch inanderen Ländern, von ihren Erfahrungen zu berichten, zeigt, wie sehr ihr dieses Thema am Herzenliegt. Dies wurde auch in unserem persönlichen Gespräch deutlich. Umso wichtiger ist, dass wir ihreErfahrungen mitnehmen und verbreiten. Als Gemeinschaft können wir verhindern, dass sich dieGeschichte wiederholt. Lena Bartels, Q1

„Meine Gedanken sind bei den Opfern“ – Das Treffen mit Frau Weiss war für mich sehr einzigartig.Ich hätte nicht gedacht, dass sie auch auf die LGTBQA+ Community eingeht, da sie ja schon eineetwas ältere Frau ist. Was ich ebenfalls einzigartig und überraschend fand, war, dass Frau Weiss sichpersönlich nie in den Mittelpunkt gestellt hat, obwohl sie ebenfalls schreckliche Dinge erlebt hat. Ichfinde, dass das von besonderer Charakterstärke zeugt. Auch den Bezug zur Gegenwart, den sieimmer wieder betont hat, ist sehr wichtig. Insgesamt war diese Gedenkveranstaltung sehr prägendfür mich, Zum einen habe ich eine Zeitzeugin die Hand geschüttelt, zum anderen habe ich viele neueEindrücke und Meinungen zu diesem Thema gehört. Ich bin sehr dankbar an dieser Veranstaltungteilgenommen zu haben und mich jetzt Zweitzeugin nennen zu dürfen. Lilly Brzoska, EF

„Ich finde es wichtig, dass es in den Schulen eine Pflicht wird, ein Konzentrationslager zubesuchen.“ – Dieser Satz von Herrn Rappoport ist mir am meisten in Erinnerung geblieben, da ichdem voll und ganz zustimme. Die jüngere Generation vergisst immer mehr, obwohl es so wichtig ist,die Taten und Opfer in Erinnerung zu behalten. Die Reden von Herrn Rappoport und natürlich vonFrau Weiss haben mich am meisten berührt. Man hat gemerkt, wie sehr es von Herzen gekommen istwie viel ihnen daran lag, ihre Erfahrungen und Gedanken weiterzugeben. Vor allem ist es sehrbewundernswert, dass Frau Weiss trotz ihres Alters diesen weiten Weg auf sich nimmt, um anderenvon ihrem Leben zu erzählen. Ich bin immer noch zutiefst dankbar die Ehre gehabt zu haben, dieseinspirierende Frau kennenzulernen. Bei dem Gespräch nach ihrem Vortrag hat sie uns erzählt, wiewichtig es ihr ist, dass die Geschichten nicht vergessen werden. Darlene Lorenz, Q2