Theodor-Heuss-Gymnasium ist um eine Attraktion reicher

SÜD. Früher spielten Kinder Cowboy und Indianer und kletterten auf Bäume. Und heute? Am Theodor-Heuss-Gymnasium gibt es für den Nachwuchs jetzt zumindest einen guten Grund mehr, sich zu bewegen: Die neue Kletterwand ist da.


Die Kosten von 15 000 Euro stemmte der Förderverein der Schule. Der Zusammenschluss von Eltern um Gabi Hoffmann hat nicht etwa die Sofort-Rente der Glücksspirale gewonnen, wie man angesichts der Summe meinen könnte. Nein, seine Einnahmen generiert der Verein aus dem Betrieb des Pausencafés am Süder Gymnasium. Geld, das wiederum der Schule und den Schülern zugutekommen soll. „Wir haben etwas gesucht, wovon alle etwas haben“, sagt Gabi Hoffmann.

Eigentlich wäre die 15 Meter lange und zweieinhalb Meter hohe Kletterwand im Innenhof der Schule an der Theodor-Körner-Straße noch deutlich teurer geworden. Doch Oberstufenschüler packten mit an, als es um die Gestaltung des Bodens vor der Wand ging. Schließlich eignen sich Pflastersteine nur sehr bedingt dafür, mögliche Stürze, wenn auch aus geringer Höhe, abzufedern. Gemeinsam mit Vize-Schulleiter Norbert Wisniewski, Sportlehrer Thorsten Burdinski und einem wendigen Minibagger schachteten die älteren Schüler an den langen Brückentag-Wochenenden im Mai einen zwei Meter breiten Streifen vor der Kletterwand aus. Drei Container-Ladungen Erdreich ersetzten sie durch Schotter, Drainage-Vlies und eine 40 Zentimeter hohe Schicht aus Holzschnipseln.
„Wir haben die Vorgaben genau eingehalten“, sagt Norbert Wisniewski, der die Kletterwand als Mittel gegen die generelle Bewegungsarmut vieler Schüler begreift. Ohne den kombinierten Schüler-Lehrer-Einsatz wäre die Kletterwand um 5 000 Euro teurer geworden. Auch hilfreich: Baufirmen sponserten Schotter und Isoliermaterial. Die KSR steuerten die Holzschnipsel kostenlos bei.
Gestern testete erstmals die Klasse 5c die neue Attraktion. Vor Selbstbewusstsein strotzend stellte sich Mikail auf die unteren Kunststoff-Tritte. Doch bald musste der Elfjährige einsehen, dass auch er kein zweiter Spiderman ist: „Das ist ja richtig schwer.“
Schwer ist übrigens relativ, denn Tritte und Griffe sind nach Farben sortiert. Jede Farbe steht für einen anderen Schwierigkeitsgrad. Die roten Exemplare sind groß und von daher einfach zu bewältigen. Die gelben Griffe sind sehr klein. Selbst Kinderhände wirken an ihnen plötzlich groß.
Für den Einstieg erlaubte Sportlehrer Burdinski seinen Schülern „buntes Klettern“ ohne Rücksicht auf die durch  die Farben markierten Strecken. In den Pausen sollen die Gymnasiasten auf eigene Faust klettern können. Nicht so ein paar Meter weiter. Dort ist seit drei Jahren vertikales Klettern in bis zu zehn Metern Höhe angesagt.

von Alexander Spiesz, RZ, 3.6.2016