Im Rahmen unseres Gedenkjahres „Opfern ein Gesicht geben“ widmete sich die Schulgemeinde in den letzten Monaten verschiedenartig und wiederholt Biographien von Menschen, die aufgrund ihres politischen Widerstands von den Nationalsozialisten verfolgt wurden. Aus der Auseinandersetzung mit diesen politisch Verfolgten ergab sich auch immerzu ein Diskurs darüber, welche Verantwortung wir für unser Miteinander tragen und wie wir dieser – schon im Kleinsten – gerecht werden können.


Auf außergewöhnliche Weise gedachten Schüler*innen der Theo-AG am 7. Mai 2021 der Widerstandskämpferin Sophie Scholl, die am 9. Mai ihren 100. Geburtstag gefeiert hätte: Die Schüler*innen besuchten den Künstler Adnan „Eddy“ Kassim in seinem Hertner Atelier und kamen anhand der Gemäldekunst über Sophie Scholl, die Weiße Rose sowie weitere Widerstandskämpfer ins Gespräch über die Gegenwartsbedeutung von Widerstand, Erinnern und Gedenken. Eine Schülerin über die Atelier-Begegnung:
„Die Gedenk-Aktion bedeutet mir sehr viel, da Kunstwerke eine Sprache sprechen, die jeder Mensch verstehen kann, so können dank des Künstlers Adnan Kassim viel mehr Leute auf die Vergangenheit aufmerksam gemacht werden und entdecken, dass es auch eine andere Seite in der Vergangenheit gab, auf der die Menschen handelten.“


Der Künstler selbst bedankte sich mit einem Video für den Besuch. Diese wertvolle Begegnung konnte am 23. September 2021 im Theodor-Heuss-Gymnasium fortgesetzt werden: Bereitwillig nahm der Künstler die Einladung, seine multimediale Ausstellung „Die andere Seite“ im Schulgebäude auszustellen und so für die Schulgemeinde und die Bewohner*innen des Stadtteils zugänglich zu machen, an. Bei der abendlichen Vernissage samt Live-Musik von Johannes Ruddek und Lisa Dymke, einer alkoholfreien Sektbar sowie einem Grußwort von Herrn Dr. Sanders diskutierten Künstler, Schüler*innen, Eltern und Lehrer*innen miteinander über die Kunst und den couragierten Einsatz der porträtierten Widerständler.

 Mit der Fahrt in die Gedenkstätte Esterwegen am 11. September 2021 begab sich eine Gruppe der Schulgemeinde explizit auf die Spuren von Recklinghäuser Bürger*innen, die als sogenannte Schutzhäftlinge ab Frühjahr 1933 in den Emslandlagern inhaftiert waren. Als „Moorsoldaten“ mussten sie in Schwerstarbeit die umliegenden Moore kultivieren und gingen auch mit ihrem Widerstandslied „Wir sind die Moorsoldaten“ in die Geschichte ein. Den in vielerlei Hinsicht bewegenden Tag beendete die Gruppe im angrenzenden Kloster, kam dort ihren Eindrücken hinterher und gedachte stellvertretend für die viel zu vielen Opfer der Nationalsozialisten zwanzig aus Recklinghausen stammenden Schutzhäftlingen namentlich.